Auszug aus meinem Buch „Im Bauch unserer Mutter Erde“
Hier möchte ich einige Dinge erläutern die meiner persönlichen Meinung nach, als Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Schwitzhüttenleiter, wichtig sind.
Religion oder Glauben spielen hier für mich nur insofern eine Rolle, als das ich bereit bin jeden Menschen, egal welcher Glaubensrichtung, in der Schwitzhütte als Kind der Schöpfung zu sehen. Religiöse Differenzen haben bei diesem Ritual, aus meiner Sicht, keinen Platz. Ich singe mit den Menschen in der Hütte das christliche „Vater Unser“ ebenso wie das indische „Sarasvati“ oder auch das jüdische „Adonai“.
Jeder Menschen kann in seiner eigenen Sprache, zu seinen Geistern und zu seinem eigenen Gott sprechen. In der Position des Leiters bin ich im Dienen. Ich diene dem Ritual, den Schöpferkräften und den Menschen, die in die Hütte kommen. Meine Aufgabe ist es, die Töne zwischen den Zeilen zu hören. Solche aus der Geisterwelt, wie auch die meiner Teilnehmer und darauf zu reagieren.
Als Leiterin verstehe ich mich als Hebamme, die den Menschen in der Hütte hinaus in ihr neues Leben hilft. An diesem Platz sitze ich niemals weil es um mich geht – an diesem Platz sitze ich, weil ich bereit bin, zum Wohle der Gemeinschaft zu dienen.
- Bin ich wirklich bereit, den Tanz mit den Elementen zu Tanzen?
- Bin ich in der Lage, mich von den geistigen Welten führen zu lassen?
- Kann ich mein Ego soweit zurück nehmen, dass ich wirklich im vertrauensvollen Dienen für die Gemeinschaft bin?
Bei den meisten nordamerikanischen Natives wird ein zukünftiger Schwitzhüttenleiter viele Jahre erst einmal das Feuer hüten und die Steine in die Hütte tragen. Oder er geht – in manchen Stämmen den Weg des Sonnentänzers – damit erhält er die Berechtigung Schwitzhütten zu leiten. Bei dieser Arbeit, dem Leiten von Schwitzhütten, kommst du ganz schnell in die Demut und in das Dienen. Dort wird gelernt, vorsichtig und achtsam zu arbeiten, für die Gemeinschaft da zu sein, auf die Menschen in der geschlossenen Schwitzhütte acht zu geben und noch vieles mehr.
Ich selbst habe 7 Jahre lang Feuer gehütet, Steine getragen, Wasser gereicht, dem Leiter assistiert, bevor ich meine erste eigene Hütte aufgießen konnte und auch durfte. Meine erste Schwitzhütte leitete ich im engsten Familienkreis. Seit 2008 stehe ich in der Tradition der Sonnentänzer des Medicihorse Clan in Montana. Somit habe ich mir die Erlaubnis Schwitzhütten aufzugießen ebenso auf dem traditionellen Weg erworben.
Es macht auch wirklich Sinn, über lange Zeit hinweg Schwitzhütten von verschiedenen Menschen zu besuchen, den Platz des Feuermenschen zu übernehmen und so Erfahrungen zu sammeln, bevor ich mit dem Gedanken spiele, an den Platz des Leiters zu sitzen.
Es waren auch schon Menschen bei mir die meinten: „Ich habe schon so viel Schamanismus gemacht und so viele andere spirituelle Sachen, ich lerne an einem Wochenende, wie so eine Schwitzhütte gemacht wird.“
Mit solchen Menschen habe ich wiederholt die Erfahrung gemacht, dass sie in der Schwitzhütte zu den ersten Teilnehmern gehören, die sich hinlegen oder gar die Schwitzhütte verlassen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist meine Tagesverfassung. Jeder Mensch hat auch mal schlechtere Tage, das ist normal. Ich bin in der glücklichen Situation, wenn an einem solchen Tag ein Schwitzhütten Termin ist, diesen an meinen Mann abgeben zu können. Ich habe aber auch schon Hütten abgesagt, wenn ich selbst in schlechter Stimmung bin oder mich gesundheitlich angeschlagen fühle.
Dieses Ritual wehrt sich selbst gegen Hochmut, Arroganz und Egotrips – das ist meine persönliche Erfahrung die ich jedem, der überlegt diesen Weg zu gehen, mitgeben möchte! Achtung vor dem Leben, Respekt vor den geistigen Welten, Vertrauen in die Schöpferkräfte, Liebe zur Gemeinschaft und zu den einzelnen Menschen sowie das Wissen um meinen Platz innerhalb des Rituals sind meines Erachtens die grundliegenden Voraussetzungen eines verantwortungsvollen Schwitzhütten Leiters.
Wie siehst du das?
Herzgruß,
Eure Sabrina