Schwitz Rituale rund um die Welt Teil 2

Auszug aus meinem Buch “Im Bauch unserer Mutter Erde”

Heute erzähle ich euch noch mehr über unterschiedliche Bade und Schwitz Zeremonien aus verschiedenen Kulturen. Über die Schwitzhütten der nordamerikanischen Native erzähle ich an dieser Stelle nichts. Dazu gibt es insgesamt auf dieser Seite schon Informationen und werden auch noch weiter folgen. viel Spaß beim lesen!

Römische Schwitzbäder
Als eine Mischung aus griechischen Bädern und der im Mittelmeerraum heimischen Schwitzbäder entwickelten die Römer ihre eigene Badekultur. Seit ca. 1500 v. Chr. gab es in Rom öffentliche Badeanstalten deren Hochzeit um 1000 n. Chr. war. In dieser Zeit erlangte das Baden eine hohe Bedeutung für den sozialen Austausch und war ein regelmäßiges Ritual für beinahe jeden Römer. Die Nutzung von heißen Dämpfen, Mineral- und Thermalquellen zu therapeutischen Zwecken war bereits in vorrömischer Zeit verbreitet. Oft waren diese Heilbäder und Thermalquellen mit Heiligtümern des Asklepios und mit medizinischen Einrichtungen verbunden.
In einem römischen Bad gab es eine genaue Abfolge des Baderituals. Als erstes betrat man das Caldarium, ein beheizter Raum, meist nach Süden hin gelegenen, ein Heißbaderaum mit Heißwasserbecken. Nach dem Heißwasserbad begab sich der Mensch in das sogenannte Tepidarium, einen Raum mit milder Hitze. Das Tepidarium enthielt meist kein Becken. Es isolierte die geheizten Räume von den kalten und erleichterte die Anpassung – ein Raum zum Ruhen. Anschließend kühlte man sich im Frigidarium, dem Kaltbaderaum, ab und sprang dort in das Kaltwasserbecken. Schließlich gab es in einigen Bädern – nie in Frauenbädern – noch ein Laconicum oder Sudatorium, ein Schwitzbad mit trockener Hitze ohne Becken, das durch einen Holzkohleofen beheizt wurde und deshalb viel heißer wurde als das Caldarium.

Die Russische Banja
Traditionell wird in Russland die Banja mit einem Holzofen beheizt. Sie hat eine durchschnittliche Temperatur von etwa 80 bis 100 °C.
Es werden regelmäßig Aufgüsse mit sehr viel Wasser auf die heißen Steine, die auf dem Ofen in einem korbähnlichen Gebilde liegen, gemacht. Dadurch wird eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit erreicht. Mit kleinen Besen, meist aus Birkenzweigen, wird der Köper abgeklopft. Eine Banja ist aus Holz gebaut, manchmal mit einer zweiten Etage im Inneren ausgestattet. Im Idealfall besteht die Banja aus drei Räumen: Dem Schwitz-Dampfraum, einem Waschraum und einem Erholungsraum. Oft wird die Banja auch zu rituellen Reinigungen vor besonderen Anlässen durchgeführt. Verbreitet sind auch ganz kleine Banjas, die wirklich nur für ein oder zwei Menschen Platz bieten. Ein lieber Freund, der letzten Sommer in der Mongolei war, erzählte mir, dass es dort auf dem Land beinahe bei jedem Haus so eine kleine Holzhütte gibt. Dort brennt ein Feuer über dem Steine liegen, die den Raum aufheizen. Kräuter hängen an den Wänden und ein Kessel mit heißem, dampfendem Wasser steht dort bereit. Ein zweiter Kessel mit kaltem Wasser steht auf dem Boden. Auch hier wird ein Schwitz/Dampfbad durchgeführt. Vor einem spirituellen Zusammentreffen mehrerer mongolischer Schamanen in diesem Sommer, wuschen sich die Menschen in diesen Räumen mit speziellen Kräutern.

Das Südamerikanische Temascal
Das Temazcal oder Temazcalli ist ein Dampfbad, das im gesamten mesoamerikanischen Raum durch archäologische Funde belegt ist und bis heute genutzt wird. Der Zweck dieser Einrichtung lag und liegt dabei weniger im Zeremoniellen als primär im Therapeutischen, also zur Heilung von Krankheiten. Der Name stammt aus dem Aztekischen, temas bedeutet Bad, calli bedeutet Haus.
In der Regel sind diese Gebäude relativ klein und niedrig mit Platz für eine bis maximal zehn Personen. Es gibt aber auch Hinweise auf große Strukturen aus früheren Zeiten. Die Tradition des Temazcals kann durch Funde aus dem Mayaraum belegt werden. Es handelte sich nicht um eine aztekische Erfindung, da das Temazcal schon den Purépecha vor der Einwanderung der Azteken bekannt war. Die Patronin der Schwitzbäder war in Tzintzuntzan die Mondgöttin Xaratanga. Auch eine T-förmige Struktur in Chichén Itzá wurde bereits 1936 von Ruppert als Schwitzbad interpretiert. Zur Zeit der europäischen Eroberung der Gebiete fanden sich laut Überlieferungen in jedem Dorf Schwitz- und Dampfbäder.

Das orientalische Hammam
In früheren Zeiten, so wurde mir erzählt, gab es in jedem Dorf ein Hammam. Geschlechtergetrennt wurde dort gebadet, geschwitzt, geheilt und die Gemeinschaft gepflegt. Vor allem Witwen und Waisen arbeiteten in diesen öffentlichen Bädern. Dort hatten sie ihr Auskommen und ihren Ruhestand. Die Aufgaben im Hammam waren vielfältig. Es gab Frauen, die das Feuer hüteten, es durfte nie erlöschen. Es gab Frauen, die waren in Kräuterkunde ausgebildet, sie versorgten die Besucherinnen mit allerlei Heil- und Schönheitsmittel. Es gab Frauen, welche die Waschungen und Ritualbäder leiteten. Bis heute gibt es in den Hammams im arabischen Raum Ritualbäder, wie das Braut-und-Bräutigamsbad, das Wöchnerinnenbad, spezielle Reinigungen meist mit einem religiösen Hintergrund. In einem Hammam gibt es meistens drei Räume. Einen Umkleidebereich, auf den ein mäßig warmer Raum folgt. In dessen Mitte befindet sich traditionell eine runde Liegefläche, die als Nabelstein bezeichnet wird. Auf dieser Liegefläche werden die Waschungen und Massagen vorgenommen.
Der dritte Raum ist heiß und dient zum Schwitzen. Bis in die heutige Zeit spielen die Hammams und ihre Rituale eine wichtige Rolle im Leben der Menschen des orientalischen Kulturraumes.

Die finnische Sauna
Auch im skandinavischen Kulturraum besteht eine alte Schwitz- und Badetradition. Eine Sauna (Schwitzstube, finnisches Bad) ist ein beheizter Raum mit sehr hoher Temperatur, in dem ein Schwitzbad genommen wird. Manchmal sind es auch mehrere Räume, entweder als freistehendes Gebäude oder als Teil eines größeren Gebäudes. Der eigentliche Saunaraum, der innen zumeist vollständig aus Holz gebaut ist, wird heute mit einem Saunaofen auf eine Temperatur erhitzt, die in der Regel zwischen 80 °C und 100 °C liegt. Bei trockener Luft kann die Temperatur bis zu 130 °C betragen. Beliebt sind aber auch niedrigere Temperaturen zum Waschen und Aufwärmen. Die traditionellen Holzöfen findet man heute kaum noch. Die Sauna ist ein elementarer Bestandteil der finnischen Kultur. Eine traditionelle Form der finnischen Sauna ist die Rauchsauna. Hier wird ein großer Steinhaufen über mehrere Stunden, zumeist den ganzen Tag lang, mit großen Holzscheiten aufgeheizt, wobei sich der Rauch im Saunaraum selbst ausbreitet. Wenn das Feuer erloschen ist, wird die Asche weggeräumt, der Rauch zieht durch eine Öffnung in der Decke ab, manchmal wird der Ruß von den Sitzbänken abgewischt. Nun erfolgt ein starker erster Aufguss ohne Menschen im Schwitzraum, damit der restliche Rauch aus der Sauna durch die offene Türe hinausgetrieben wird. Jetzt kann die Sauna für mehrere Stunden benutzt werden. Der Steinhaufen heizt dabei den Saunaraum weiter auf und dient gleichzeitig für den Aufguss. Der Aufgussdampf breitet sich durch das große Steinvolumen sehr „weich“ im Raum aus. Der Rauch, der beim Erhitzen der Steine im Raum entstanden ist, setzt sich in und auf den Holzbälken ab. Mit der feuchten Luft, die bei einem Aufguss entsteht, breitet sich ein sehr angenehmer rauchiger Geruch im Raum aus. Das leichte ‚Peitschen‘ der Haut mit Birkenzweigen ist in der finnischen Sauna eine alte traditionelle Handlung. Beim Peitschen geben die Birkenblätter eine Substanz ab, die eine leichte seifenartige Wirkung ausübt. Die Birkenbüschel werden im Frühjahr gesammelt, getrocknet und gelagert, und für die Anwendung in der Sauna in heißem Wasser gebrauchsfertig gemacht. Nach einem Saunagang wird ein Kaltbad genommen. In Finnland idealerweise in einem See.

Abschlusswort
Ich bin mir sicher, dass es noch viel mehr Schwitz- und Baderituale auf dieser Welt gab und gibt. Ich vermute sogar, dass es keine Kultur gibt, in der eine traditionelle Form der Reinigung, auch der rituellen Reinigung gefehlt hätte. Die Welt hat sich weiter gedreht und die Zeiten haben sich verändert. Wir haben heute private Badezimmer, dort pflegen und reinigen wir unseren Körper. Es gibt „Wellnessprodukte“ für das Bad in Hülle und Fülle. Auch heute noch verwenden wir das Bad auf gewisse Weise als Ritualort der Entspannung (Kerzenlicht, Rosenduft), zur Heilung (Erkältungsbad), zur Schönheitspflege und zur Vorbereitung auf spezielle Ereignisse (vor einer Verabredung, vor einer Hochzeit…).

Was jedoch kaum noch gepflegt wird, ist das Reinigungsbad als gesellschaftlich soziales Ereignis, oder um eine geistig spirituelle Reinigung zu vollziehen. Die Bedeutung einer solchen ganzheitlichen Form der Reinigung für die Gesundheit eines Menschen sollte durch die wenigen, historischen und heute noch gebräuchlichen Beispiele, die ich hier aufgeführt habe, jedem klar sein. Natürlich gibt es für eine solche Reinigung auch andere Möglichkeiten, wie Meditation, Yoga, Energieübungen, Ernährungsrichtlinien und vieles mehr. Darüber schreiben jedoch andere Menschen Bücher.

Es ist schön zu Erleben, wie das alte Wissen um die heilsame Kraft der Bade und Schwitzrituale immer mehr in das Bewusstsein der Menschen vordringt. Es zeigt mir deutlich, die Menschen sind bereit in der Gemeinschaft zu heilen, zu beten und für eine friedliche, neue Zeit zu stehen.

Herzgruß,
Eure Sabrina

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