Erfahrungsberichte Teil 1

Auszug aus meinem Buch „Im Bauch unserer Mutter Erde“

Gerne teile ich hier einige Erfahrungsberichte von Menschen die bei uns offene Schwitzhütten oder auch unser Sommercamp besucht haben. Gerne kannst auch du uns eine Rückmeldung schicken wenn du bereits mit uns gemeinsam geschwitzt hast – wir freuen uns auf dein Feedback!

Heute die Erzählung von Evelyn und ihren ganz besondern Erlebnissen. Es ist ein etwas längerer Bericht über mehrere Schwitzhütten. Viel Freude beim miterleben!

Einleitung
Die Schwitzhütte ist für mich ein Ort der Besinnung und der Reinigung. Hier finde ich leichter als sonst irgendwo Zugang zu – ja, zu was – zu mir, zu meiner Seele, zu Gott, zur Verbundenheit mit Allem was ist, zu meiner Intuition, meinen Gefühlen, zu den Spirits, zu einem inneren Frieden, zu Demut, Dankbarkeit und Liebe. Echte Liebe, die an nichts Greifbares gebunden ist, die einfach da ist und einen inneren Frieden bringt.
Für mich ist es nicht wichtig, zu welcher Tradition das Gerüst/der Ablauf des Rituals gehört. Solange diese in gesammelter, andächtiger, ernsthafter und auch leichter und gelassener Haltung geleitet wird. Bisher hatte ich hier noch keinerlei negative Erlebnisse gehabt, alle Schwitzhüttenleiter/innen, bei denen ich eine Schwitzhütte im Sommercamp besuchen durfte, waren richtig gut.

Die Gruppe gibt mir Energie, das direkte Gefühl, verbunden zu sein mit anderen Menschen die Ähnliches suchen. Ohne viele Worte über Alltägliches entsteht durch das gemeinsame Schwitzen eine sehr tiefe Verbundenheit, die weltliche Sympathien und Antipathien unwichtig macht. Vor einer Schwitzhütte sind mir häufig einige der Teilnehmer unsympathisch oder ich verspüre Ablehnung und Widerstand in mir. Nach der Hütte ist dies alles weg, dann sind nur noch Menschen um mich, die ich schätzen und achten kann, für das was sie soeben gemeinsam mit mir durchlitten und vollzogen haben.

Die Lieder und Gebete geben mir Kraft und öffnen den Geist für eine andere Dimension. Sie bringen die Atmosphäre zum Schwingen und auch unsere Körper. In diesem Schwingen verbindet sich alles miteinander und schwingt gemeinsam, es gibt nichts Starres auf der Welt, alles ist immer in Schwingung. Was erstarrt, muss brechen.

Die Hütte, der enge dunkle Raum, im Schoß von Muttererde zu sein, macht mich klein und bringt mich zurück zu dem, was ich bin, ein ganz, ganz kleiner Teil von etwas ganz, ganz Großem. Es wird mir zur Ehre, zu diesem Großen dazugehören zu dürfen. Das wieder entlastet mich in vielen schwierigen weltlichen Situationen, denn wenn ich nicht so bedeutend bin, bin ich nicht unersetzlich. Wenn ich Fehler mache, ist das gar nicht schlimm, denn ich bin ja ganz, ganz klein und – trotzdem wichtig, denn wenn ich und die Anderen nicht diese Schwitzhütte hier jetzt machen würden, könnten wir alle diese Erfahrungen nicht machen. Und um Erfahrungen zu machen, sind wir ja hier auf dieser Erde.

Die Steine – Symbol für unsere Ahnen, für die, die vor uns waren und auch für die, die nach uns kommen werden. Jeder Stein gibt alles an Energie was er hat, für uns, für unsere Gebete und unseren guten Willen. Im Laufe meiner Schwitzhüttenzeit entwickelte sich bei mir eine große Ehrfurcht den Steinen gegenüber. Sie sind ruhig und mächtig, tragen viel in sich und müssen es nicht zur Schau stellen. Ich habe oft das Gefühl, sie geben ihr Leben für unsere Schwitzhütte und sie machen es gerne. Sie leiten uns und helfen uns.

Vor meinen ersten Schwitzhütten war ich wahnsinnig aufgeregt. Kann ich das? Halte ich das durch?
Es war Angst mit dabei. Auch kam ich mir sehr wichtig und bedeutend vor, ich mache etwas ganz Besonderes und bin viel besser als alle, die dies nicht machen. Inzwischen ist mir der kleine dunkle Raum, die Enge, die körperliche Nähe, Gesänge, die ich nicht verstehen kann, das Nacktsein, und vieles mehr, sehr vertraut und lieb geworden. Es hat keine exotische Note mehr für mich. Nein, es ist viel mehr geworden als etwas Besseres oder Besonderes, es gehört zu meinem Leben.

Zwar ist es nicht alltäglich und trotzdem gehört es zu meinem Lebensalltag. Durch die Schwitzhütte habe ich gelernt zu beten. Die Schwitzhütte ist meine Kirche, die ich gerne mit Menschen teile, die auch hier ihre Kirche haben, egal wie ihr Gott heißt, wie viele Spirits jeder hat, welche Sprache jemand spricht, woher er kommt und wer er im weltlichen Leben ist. Da aus unserer Kultur solche Rituale kaum überliefert sind, ist es schön, dass wir uns durch andere Kulturen wieder daran erinnern können, was wir verloren haben. Im Laufe der Zeit werden sich diese anfangs „fremden“ Rituale bei uns festigen und sich uns und unserer Kultur anpassen, um zu unseren Ritualen zu werden. Ich danke denen, die sie bis jetzt für uns bewahrt und lebendig gehalten haben und die sie uns jetzt zur Verfügung stellen.

Und ich danke allen, die sich als Schwitzhüttenleiter oder Feuermann/-frau in den Dienst der teilnehmenden Menschen und des großen Ganzen stellen.

***Schwitze Dein Gebet ***

ist der zusammenfassende Gedanke, der mir immer wieder beim Gedanken an eine Schwitzhütte kommt und der für mich sehr viel aussagt.

Schwitzhütte 24. April 2008 (im Allgäu)
Sonniger Frühlingsnachmittag, langsam treffen die Teilnehmer der Schwitzhütte alle ein. Am Eingang des Platzes wird jeder/jede mit Rauch gereinigt und willkommen geheißen. Jeder sucht sich im Raum um das Feuer einen Platz in der Wiese und macht es sich bequem. Ruhe kehrt in die Menschen. Ein paar kenne ich, viele sind mir fremd. Wir decken gemeinsam die Schwitzhütte mit den Decken ab, reden wenig und achten gut darauf, dass die Schichten gut schließen und die Hütte wirklich dicht und dunkel ist. Der Altar vor der Hütte wird mit Blumen geschmückt.

Die Feuerfrau beginnt das Feuer aufzuschichten. Nachdem die untere Lage Holz liegt, nimmt jeder Teilnehmer jeweils einen Stein, geht in Kontakt zu ihm, segnet ihn und legt ihn auf das Holzlager der Feuerstelle. Nachdem alle Steine dort liegen und nochmals Holz aufgeschichtet wurde, entzündet die Feuerfrau das Feuer.
Alle sitzen jetzt entspannt und ruhig ums Feuer und basteln kleine Tabakbeutel in die symbolisch, gedanklich alles hineingelegt werden kann, um was man in der Schwitzhütte bitten möchte oder was man gerne in der Schwitzhütte loslassen möchte. Besinnlich geht jeder immer mehr in sich und stimmt sich so auf die kommende Schwitzhütte ein.

Die Steine glühen, die Menschen ziehen sich langsam aus und hüllen sich in ihr Tuch. Am Eingang der Schwitzhütte wird jeder nochmals geräuchert und begibt sich mit einem Gruß kriechend in die dunkle Hütte. Die ersten Steine kommen herein und erwärmen die Hütte. Mit Gebeten und Gesängen geben wir uns der Hitze der Steine hin und gehen gemeinsam mit steigender Hitze Runde um Runde weiter. Die Hitze bringt mich zum Schwitzen, macht mich mürbe, bringt mich an meine Grenzen, so dass ich mich frage, „Was mache ich hier? Was soll das, warum mache ich das bloß?“ und ich bleibe drin, denn ich spüre, dass es gut ist wie es ist.

Vierte Runde in der Schwitzhütte – alle sind bereits mürbe, verschwitzt und k.o. Und dann spricht wieder diese Frau, die ich nicht kenne, nicht einmal weiß, wer sie dem Gesicht nach ist – denn es ist ja stockfinstere Nacht in der Hütte – und sie spricht und spricht ewig lang wie schon in den vorherigen drei Runden. Immer wieder das gleiche, die Hüttenleiterin greift nicht ein und die Frau hört nicht mehr auf zu reden.

Ich halte es kaum mehr aus in dieser Hitze, mein Kreislauf droht schlapp zu machen und ich spüre, wie Aggressionen in mir entstehen und langsam hoch kommen. Nur wegen ihr geht das jetzt noch so ewig. Ich lege mich auf den Boden, denn dort ist es etwas kühler. Ich komme mit Kopf und Händen an die Abdeckung der Schwitzhütte und wage es (unerlaubter Weise) meine Hände zur Kühlung nach draußen durchzustrecken, immer weiter und immer weiter. Sie redet immer noch, doch meine Aggressionen nehmen ab. Ich schiebe den Kopf unter den Schwitzhüttendecken durch, traue mich kaum, denn das darf man doch nicht.

Es ist Nacht und so dringt kein Licht herein und als ich den Kopf draußen habe, erblicke ich einen endlosen klaren Sternenhimmel, der nur auf mich gewartet hat. Hoffentlich spricht diese Frau noch lange, denn mein Körper im warmen, geborgenen Schoß von Mutter Erde und mein Blick und ich verbunden mit der Unendlichkeit des Universums. Weg sind alle Gedanken von “das tut man nicht”; was kommt ist nur Glück, Friede, Dankbarkeit und Liebe zur Schöpfung, zu Allem was ist. Als die Frau zu beten geendet hat, danke ich ihr von ganzem Herzen für die Zeit und dieses einmalige Erlebnis. Ich krieche langsam und unbemerkt wieder ganz in die Schwitzhütte, fühle mich reich beschenkt und gereinigt, geerdet und gleichzeitig mit dem Himmel verbunden. So stelle ich mir Fliegen oder vielleicht auch Sterben vor.

1. Kinderschwitzhütte Sommercamp 2007
Sommercamp Bürserberg – Kinderschwitzhütte steht auf dem Programm.
Meine Tochter 1½ Jahre mit Down Syndrom – passt das zusammen?
Ich möchte ihr die Erfahrung bei der Schwitzhütte dabei zu sein ermöglichen, sie aber auf keinen Fall überfordern oder zu irgendetwas drängen. Unsicher und doch mit Überzeugung erscheinen wir am Schwitzhüttenplatz.

Amelie ist ganz interessiert bei der Sache. Das Feuer, die Menschen – die Großen und die Kleinen – sie nimmt alles ganz interessiert auf. Es ist Zeit, in die Schwitzhütte zu gehen. Wir stellen uns als letzte in die Reihe, damit wir direkt beim Ausgang sitzen und bei Bedarf hinausgehen können.
Interessiert, und ganz ruhig, lassen wir uns gemeinsam abräuchern und kriechen in die Schwitzhütte. Wir sitzen am Rande, die ersten Steine kommen herein. Amelie ist voll mit dabei. Ich habe das Gefühl, sie ist mit jeder ihrer Körperzellen mit dabei, beobachtet und nimmt wahr. Die Temperatur steigt an, die Steine werden gereinigt, der Dampf steigt in die Luft. Amelie nimmt alles ganz interessiert in sich auf.

Die Türe wird geschlossen, es ist ganz dunkel und wird langsam heiß in der Hütte. Nach kurzer Zeit beginnt Amelie zu weinen. Ich versuche, sie zu beruhigen, nehme sie noch näher an mich, rede mit ihr, doch sie kann mit der plötzlichen Dunkelheit und den fremden Gegebenheiten nicht umgehen und weint. Nach kurzer Absprache mit der Schwitzhüttenleiterin öffnen wir die Türe und Amelie und ich drehen uns im Uhrzeigersinn und gehen aus der Hütte. Sie beruhigt sich sehr schnell, wir bleiben noch einige Zeit an der Schwitzhütte sitzen, lauschen den Gesängen, sind einfach dabei. Ich habe das Gefühl, dass Amelie stolz auf sich ist und sehr gerne noch in der Nähe der Schwitzhütte steht. Da sie langsam kalt wird, begeben wir uns zum Duschen und Anziehen und sind gemeinsam um viele Erfahrungen und neue Eindrücke reicher.

2. Kinderschwitzhütte Sommercamp 2007
Wir, Amelie und ich, ihre Mutter, sind wieder mit dabei.
Sie beobachtet wieder alles ganz interessiert und wir begeben uns auf „unseren Platz“, ganz am Ende der Reihe, um am Ausgang sitzen zu können. Feuer, große und kleine Menschen, Räuchern, Schwitzhütte, das alles ist jetzt nicht mehr ganz neu und Amelie kommt gerne mit hinein. Die Schwitzhüttenleiterin macht die 1. Runde mit geöffneter Türe. Die Steine kommen herein, das Wasser wird aufgegossen, der Dampf steigt hoch, die Hitze breitet sich aus. Amelie ist dabei und beobachtet. Wir singen Kinderlieder, beten und lachen. Vor der 2. Runde verlassen wir die Schwitzhütte. Die Türe wird geschlossen und wir bleiben wieder solange es geht an der Schwitzhütte sitzen und sind einfach dabei.

Sommer 2008
Sommercamp Bürserberg – Kinderschwitzhütte steht auf dem Programm, meine Tochter 2 ½ Jahre mit Down Syndrom – wir haben schon Schwitzhüttenerfahrung und bauen darauf auf. Feuer, große und kleine Menschen, eine ganz besondere Stimmung. Amelie beobachtet und nimmt auf, was um sie herum vorgeht. Wir sind an der Reihe und werden vor dem Gang in die Schwitzhütte mit Rauch gereinigt. Wir haben wieder unseren Platz direkt neben dem Eingang. Amelie beobachtet die anderen Kinder und ihre Eltern ganz interessiert.

Wir kriechen gemeinsam in die Schwitzhütte. Amelie sitzt auf meinem Schoß. Die ersten Steine kommen herein, Amelie ist begeistert vom Leuchten und Glühen der Steine, die Hütte wird langsam immer wärmer. Die Türe wird geschlossen. Amelie bleibt in einer ganz ruhigen und doch gespannten Erwartung. Die Steine werden übergossen, die Schwitzhüttenleiterin spricht zu den Teilnehmenden. Die Kinder und die Eltern beten und singen. Amelie ist mit dabei. Was in ihr vorgeht, weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl, sie ist voll und ganz dabei. Es wird immer heißer. Ich zeige Amelie den kühlen Sand unter ihr, führe ihre Hand in den Sand. Sie gräbt darin, reibt sich den kühlen Sand in das Gesicht und ist immer noch mit dabei.

Die 1. Runde ist vorbei. Die Türe wird geöffnet und Amelie und einige andere Kinder wollen hinaus. Nach der Pause gehen die anderen Kinder wieder in die Schwitzhütte zur 2. Runde. Ich frage Amelie, biete ihr an, auch wieder mit hineinzugehen. Sie geht von sich aus nicht selbständig hinein, so bleiben wir draußen neben der Schwitzhütte sitzen. “Lieber die Sehnsucht schüren, als sie zu etwas drängen”.

Die Türe wird zur 2. Runde geschlossen und Amelie bleibt von sich aus an der Tür sitzen, lauscht den Geräuschen und Gesängen die von innen herauskommen. Sie macht keine Anzeichen, dass sie weggehen möchte und spielt im Eingangsbereich der Schwitzhütte mit dem Sand und den Decken. Ich habe den Eindruck, obwohl wir draußen an der Schwitzhütte sitzen, ist Amelie noch immer mit dabei. Sie bewegt sich nur um den Eingangsbereich herum.

Da Amelie noch keinen Zugang zur verbalen Sprache hat und auch ihr Sprachverständnis noch sehr eingeschränkt ist, ist uns dieser Weg der Verständigung noch nicht möglich. Doch ihr Gesichtsausdruck und ihr Verhalten nach der Schwitzhütte sagen mir, dass sie stolz auf sich ist, mit dabei zu sein.
Ich hoffe, dass ich noch öfters Gelegenheit habe, Amelie die Teilnahme an einer Kinderschwitzhütte anzubieten.

Ich danke dir, liebe Evelyn, für das teilen deines wunderschönen Erlebnisberichtes und Amelie´s Erfahrung!

So viele Menschen sind in den letzen Jahren bei uns zu Schwitzhütten gekommen, ich freue mich immer wenn ich von ihnen Rückmeldungen erhalte. Manche schreiben mir, andere kommen wieder und erzählen uns wie es ihnen während und nach der Schwitzhütte ergangen ist. Jede Geschichte ist spannend, heilsam und kraftvoll!

Ich freue mich mit euch noch viele weitere Erfahrungsberichte und Schwitzhütten zu teilen!

Herzgruß,
Eure Sabrina

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