Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen Teil 1

Auszug aus meinem Buch „Im Bauch unserer Mutter Erde“

Ohne eine wirklich gute und seriöse, persönliche Einführung in diese Zeremonie rate ich dringend davon ab, selbst eine Schwitzhütte durch zu führen. Eine Schwitzhütte ersetzt keine Therapie oder medizinische Behandlung. Befindet sich jemand in psychotherapeutischer oder ärztlicher Begleitung, oder nimmt Medikamente, so ist ein klärendes Gespräch vor der Schwitzhütte zwingend nötig. Ich empfehle auch mit dem begleitenden Arzt oder Therapeuten eine Teilnahme an einer Schwitzhütte zu besprechen. Darauf sollten die Teilnehmer unbedingt hingewiesen werden!

Feuergefahr
Um die Steine für eine Schwitzhütte zu erhitzen wird ein sehr großes Feuer aufgebaut. Ein großes Feuer muss immer gut beaufsichtigt sein. Neben der Aufsicht sind jedoch auch das Wetter und die Lage der Feuerstelle ausschlaggebend. Ein guter Feuerhüter verlässt niemals das brennende Feuer ohne die Aufsicht klar an eine andere Person zu übertragen. Die Feuerstelle sollte so angelegt sein, dass keinerlei Bäume, Häuser, Hütten oder anderes, leicht brennbares in der Funkenfluglinie liegt.
Die Feuerbestimmungen der Region sollten auf alle Fälle vorher geklärt und eingehalten werden (z.B. gibt es bei uns Gegenden, in denen bei Föhnwetter kein Feuer gemacht werden darf.).

Brandschutzvorschriften unbedingt einhalten!

Oft muss ein so großes Feuer auch jedes Mal behördlich angemeldet werden. Ich empfehle wirklich, mit den zuständigen Menschen im Ortsgebiet zu sprechen um unnötige Schwierigkeiten und Stress zu vermeiden.
Die Feuerstelle selbst sollte gut eingefriedet werden, was sich mit der Zeit durch die vermehrte Nutzung von selbst ergibt. Die Feuerstelle wächst mit den Schwitzhütten, die abgehalten werden. Für eine Schwitzhütte wird ca. 1 Raummeter Holz benötigt. Achte darauf, dass es sauberes Baum Holz ist. Verwende kein Baustellenholz, Abbruchholz oder alte Möbel um die Steine zu erhitzen, auch keine Paletten oder Spanplatten. In diesen verarbeiteten Holzbalken sind meistens Chemikalien enthalten, ganz abgesehen von den energetischen Informationen, die sich oft in solchen Materialien befinden.

Die Kleidung am Feuer sollte gut gewählt sein. Es gibt Feuerhüter, die barfuß und in kurzer Hose das Feuer betreuen und die Steine bringen. Ich kenne aber auch Menschen, die mit langen Hosen, Pullover und Handschuhen arbeiten. Es will von Mensch zu Mensch verschieden sein, jedoch ist es sinnvoll zumindest feuerfeste Handschuhe und gutes Schuhwerk am Platz zu haben – ausziehen geht immer.
Aus Sicherheitsgründen ist es wichtig, die Gabel, mit der die heißen Steine in die Schwitzhütte gebracht werden, immer am Boden entlang aus der Schwitzhütte „hin- auszuziehen“. Dadurch können Verletzungen an den Beinen und Händen der Menschen, die links und rechts neben der Türe sitzen, vermieden werden.

Die richtigen Steine
Die Wahl der richtigen Steine ist sehr wichtig. Manche Steine explodieren im Feuer – oder noch schlimmer in der Schwitzhütte wenn das Wasser darüber gegossen wird. Beides kann zu erheblichen Verletzungen führen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich Granit, Gneis und Basalt Steine am besten eignen.
Diese Steine lassen sich gut erhitzen und brechen dann eventuell auseinander. Noch nie aber ist uns einer dieser Steine explodiert. Granit und Gneis haben einen relativ hohen Anteil an vulkanischen Mineralien und Basalt ist ein Vulkangestein, daher halten sie die Hitze gut aus. Auch die Speicherkraft dieser Steine ist sehr gut.
Basalt kann von allen dreien am längsten verwendet werden, er lässt sich bis zu 10- mal erhitzen bevor er zerfällt.

In unserer Gegend finden wir vor allem Granit und Gneis, allerdings an einer anderen Stelle, als unsere Schwitzhütte steht. So fahren wir meistens im Frühjahr an einen Bach in der Gegend und sammeln dort die Steine für ein ganzes Jahr. Das ist wichtig, damit die Steine die direkt aus dem Bach kommen austrocknen können bis wir sie für die Schwitzhütte brauchen.

Tuffgestein wäre auch sehr leicht zu erhitzen, sollte jedoch vermieden werden. Bei Kalktuff ist die Gefahr von Augenverletzungen gegeben. Der ungelöschte, gebrannte Kalk löst sich in dem Moment in dem das Wasser darüber gegossen wird. Dabei wird ganz feiner Kalkstaub mit dem Dampf freigesetzt und verbreitet sich so in der Schwitzhütte. Augenbrennen, Tränenfluss oder verschleierte Sehkraft können die Folgen sein.

In der Schwitzhütte ist es stockdunkel, in der Mitte der Schwitzhütte ist ein Loch (das Pit) in welches der Feuerhüter die heißen Steine legt. Um dieses Loch herum können z.B. Hirschgeweihe in die Erde gesteckt werden, so spüren die Menschen in der dunklen Schwitzhütte die „Grenze“ zu den heißen Steinen bevor sie sich daran verbrennen.

Gesundheit der Teilnehmer
Ich empfehle einem Schwitzhüttenleiter vor der Schwitzhütte mit allen Teilnehmern den Gesundheitszustand abzuklären. Herzprobleme, Bluthochdruck, Krampfadern, Epilepsie, Depression usw. sind dabei genauer zu betrachten. Auch wenn Medikamente, welcher Art auch immer, eingenommen werden, möchte ich als Leiter vorher darüber informiert werden. Ein an sich gesunder Mensch mit einem Schnupfen wird kaum ein Problem in der Schwitzhütte haben. Ein Mensch, dessen Kreislauf jedoch schon chronisch geschwächt ist, benötigt besondere Aufmerksamkeit vom Leiter.

Jeder Mensch, der an einer Schwitzhütte teilnehmen möchte, ist in erster Linie selbst verantwortlich für sich selbst und für alles was er/sie tut. Als Leiter einer Schwitzhütte bin ich jedoch ebenso für das Wohlergehen der Menschen, die sich mir anvertrauen, verantwortlich. Wenn ich bei einem Menschen unsicher bin, was seinen Gesundheitszustand betrifft, sollte ich den Mut haben, ihn darum zu bitten, auf die Zeremonie in der Schwitzhütte zu verzichten. Dieser Mensch kann in die Arbeiten rund um die Schwitzhütte eingebunden werden, indem er z.B. dem Feuerhüter hilft, das Trinkwasser reicht usw. Es nützt weder dem Leiter noch den Teilnehmern, wenn auf „Biegen und Brechen“ alle in die Schwitzhütte müssen.

Es gibt Schwitzhütten mit sehr strengen Regeln. Dort dürfen die Teilnehmer die gesamte Dauer der Zeremonie die Schwitzhütte keinesfalls verlassen.Manche Menschen fühlen sich dadurch eingesperrt. Ich empfinde es fast als eine Form der Entmündigung den Teilnehmern gegenüber, wenn so etwas verlangt wird. Der Gipfel ist, wenn bei so einer Schwitzhütte vorher von den Teilnehmern verlangt wird, ein Dokument zu unterschreiben auf dem die Teilnehmer alle Verantwortung für eventuelle Folgeschäden oder Verletzungen übernehmen. D.h. einerseits ist jeder für sein Wohlergehen selbst verantwortlich, andererseits wird verboten, die Schwitzhütte zu verlassen. Für mich persönlich ist das ein Wiederspruch. Ich finde es wichtig, dass die Menschen in ihre Selbstverantwortung gehen.

Ich gebe ihnen Tipps, wie sie sich in der Schwitzhütte verhalten sollen, wenn es sehr heiß wird. Wie sie mit Atmen, Singen und Hinlegen ausprobieren können was ihnen gut tut und ich stelle ihnen jederzeit frei, die Schwitzhütte zu verlassen. Wenn möglich am Ende einer Runde. Wenn aber mitten in einer Runde ein Teilnehmer darum bittet hinaus gehen zu dürfen, öffne ich sofort die Tür. Ich lass den Menschen hinaus und beende die Runde mit den anderen Teilnehmern wie geplant.Nach der Pause kann sich die Person entscheiden, ob sie nochmals in die Schwitzhütte kommen möchte oder draußen bleibt. Eine Schwitzhütte ist eine Grenzerfahrung. Die Grenze jedes einzelnen Menschen liegt wo anders und das habe ich zu respektieren.

Meines Erachtens soll und darf eine Schwitzhütte niemals ein Wettbewerb oder eine Mutprobe im Sinne von „ich halte es länger als alle anderen in dieser Hitze aus“ sein. Es sollte möglich sein, dass die Menschen, die eine Schwitzhütte besuchen, dieses Ritual der Reinigung und Neugeburt für sich in einer guten Art und Weise nutzen können, ohne dabei zu Schaden zu kommen.

Spezielle in der kalten Jahreszeit ist es sinnvoll, den Boden der Schwitzhütte mit Stroh auszulegen. Vor allem, wenn der Boden gefroren ist. Zusätzlich kann eine Winter Eindeckung gemacht werden. Dabei werden die Decken über die unterste Weidenrunde gehängt und auf dem Stroh ausgelegt. Damit wird erreicht, dass die kalte Luft, welche unter den Decken am Boden in die Schwitzhütte kommt, umgeleitet wird. Wenn ich in der kalten Jahreszeit eine Schwitzhütte leite, habe ich auch immer genügend Handtücher und/oder einen kleinen Teppich als Unterlage, sowie ein Saunatuch mit Klettverschluss dabei, das ich mir um die Nieren befestige, wenn die Türe offen ist und ich die Steine empfange.

Luftzufuhr in der Schwitzhütte
Eine Schwitzhütte sollte luftdurchlässig und dabei trotzdem dicht und dunkel sein.
Dicht im Sinne von mäßiger „Hitze/ Luftstauung“ durch die Aufgüsse. Eine gute Zirkulation und Durchlüftung sollte stets beachtet werden. Luftdurchlässigkeit beim Deckmaterial muss sicherheitstechnisch unbedingt beachtet werden. Am besten eignen sich alte Felle, Wolldecken jeder Art solange diese wirklich ohne Nylon oder Kunstfasermischung sind. Fleckerlteppiche aus Wolle und Baumwolle, sowie Leinendecken und Naturfilz. Ideal ist Dämmmaterial (meist naturbelassene, gefilzte Schafwolle) aus dem Ökobaugewerbe – dieses Material ist aber sehr kostspielig.

Es sollte jedenfalls darauf geachtet werden, dass die Deckmaterialien für die Schwitzhütte natürlichen Ursprunges, ohne synthetische oder chemische Anteile, sind. Ein Grund dafür ist für mich persönlich, dass ich ein uraltes Ritual mit und in der Natur, für meine Natur und für die Menschen, die ein Teil dieser Natur sind, durchführe und dabei nach Möglichkeit natürliche „Zutaten“ verwenden möchte. Ein weiterer Grund ist, dass viele dieser synthetischen Verbindungen und chemischen Zusätze sich in der Hitze der Schwitzhütte aus dem Gewebe lösen können und dann in unserer Atemluft in der Schwitzhütte sind. Wenig Sinn macht es in meinen Augen, eine Schwitzhütte mit Plastikplanen einzudecken um die Hitze darin zu stauen.
Bei dieser Variante hat es im Jahr 2010 in Sedona / Amerika 3 Tote und mehrere Schwerverletzte gegeben.

Ich habe schon viele Schwitzhütten bei strömendem Regen und im tiefsten Winter durchgeführt. Wenn der Schnee von den alten Bäumen auf die Schwitzhütte rutscht und ein Wasserfeld an der Decke über dem Pit entsteht – wie wunderbar – ein „automatischer Aufguss“ von Mutter Erde/Natur! Ein Geschenk an uns, die wir in ihrem Bauch schwitzen und beten.

Die Pausen dauern so lange bis sich auch der letzte Mensch in der Schwitzhütte erholt hat. Dabei bleibt die Tür offen. Manchmal, wenn die Runde ganz besonders heiß war und viele Menschen in der Schwitzhütte sind, öffne ich an der gegenüberliegenden Seite für kurze Zeit die Eindeckung. Dadurch bekommen die Personen, die gegenüber der Türe sitzen, schnell frischen Sauerstoff und angestaute Energien in der Schwitzhütte können ebenso abziehen.

Die Hitze in der Schwitzhütte
Als Leiterin sitze ich entweder rechts oder links neben der Türe. Ich nehme die Steine in Empfang, deren Anzahl ich zuvor bestimme. Ich habe Schwitzhütten von 16 Steinen bis zu 55 Steinen erlebt – es ist immer heiß. Für meine Schwitzhütten verwende ich zwischen 20 und 35 Steine, wobei es durchaus auch auf deren Größe ankommt.

Ein weiterer Aspekt sind die Aufgüsse. Die Größe des Schöpfgefäßes und die Anzahl der Aufgüsse steuern die Hitze zu einem Teil, der andere Teil obliegt den Geistern. Unsere Schöpfkelle ist eine halbe Kokosnuss an einem mittellangen Gabelstock. Sie bewährt sich seit vielen Jahren. Eine andere Möglichkeit ist ein langes Kuh Horn. Auch hier empfehle ich natürliche Materialien zu verwenden.

Das Aufguss Wasser selbst wird von uns am Feuer erhitzt, unser Feuerhüter bringt dann das erwärmte Wasser in die Schwitzhütte. Die Steine kühlen langsamer ab und die Gefahr des Explodierens der Steine wird reduziert wenn das Wasser heiß ist. Es sollte darauf geachtete werden, dass die Schöpfkelle für die Aufgüsse einen langen Stiel hat. Wichtig ist auch, immer von hinten nach vorne aufzugießen, da ansonsten der heiße Dampf die Unterarme verbrennen kann. Vermieden werden sollte ein zu plötzliches Schütten von Wasser auf die Steine, dabei können einzelne heiße Tropfen Wasser aus dem Pit auf die Menschen im Kreis spritzen. Wenn ich die Hitze langsam steigern möchte, dann kann ich den vollen Schöpfer ganz langsam kippen. Es entsteht einerseits der Effekt eines sehr langen Aufgusses andererseits wird die Hitze langsam erhöht.

Wenn eine Schwitzhütte auf einem geraden, ebenen Platz gebaut ist, dann gibt es folgende Richtlinien für die verschiedenen Plätze und die Hitzeauswirkung dort. Der Türe gegenüber ist der heißeste Platz. Dort staut sich die Hitze am meisten. Wenn ich als Leiterin an meinem Platz das Gefühl habe, dass es genug ist, kann es dort hinten schon zu viel sein. Der Platz gegenüber der Tür ist daher ein Platz für geübte Schwitzhütten Besucher. Andernfalls sollte ich als Leiter besonders auf die Teilnehmer dort achten und die Hitze darauf abstimmen.

Je weiter „hinten“, also je näher an der Wand der Schwitzhütte, die Menschen sitzen, umso heißer ist es. Der Dampf von den heißen Steinen steigt gerade hoch und dann an den Deckenwänden entlang nach unten. Wenn sich nun ein Mensch hinlegen möchte, empfiehlt es sich, mit dem Kopf in Richtung Steine, Gesicht auf der Erde zu liegen. Unser Rücken hat eine viel dickere Haut und kann die Hitze besser aushalten als unser Bauch, die Brust oder das Gesicht.

Bei allem was ich in der Schwitzhütte tue, habe ich einen Leitsatz: Ich richte mich stets nach dem „schwächsten“ Glied in der Gemeinschaft. Manchmal kommt es vor, dass es für den einen oder anderen Teilnehmer zu wenig heiß oder zu wenig intensiv ist. Dann kann es sein, dass seine Übung für diese Schwitzhütte in der Toleranz, im Annehmen und in der Sanftheit liegt.

Wenn die 4. Runde der Schwitzhütte abgeschlossen ist, hat der Feuerhüter die Möglichkeit eine eigene Runde für sich selbst durchzuführen. Meist ist der Feuerhüter ein erfahrener Schwitzhütten Besucher. Wenn der Feuerhüter das erlaubt, können die Menschen in der Schwitzhütte für diese Runde sitzen bleiben.

Fortsetzung folgt…

Herzgruß,
Eure Sabrina

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