Vorbereitung der Teilnehmer

Auszug aus meinem Buch „Im Bauch unserer Mutter Erde“

Wenn ein Mensch das erste Mal in eine Schwitzhütte kommt, hat er meist einige Fragen dazu. Als Leiter ist es meine Aufgabe, die Menschen auf die Zeremonie vorzubereiten. Das beginnt schon, wenn sie sich anmelden.

  • Wann sollen die Menschen am Platz sein?
  • Empfehle ich den Teilnehmern an diesem Tag zu fasten?
  • Welche Kleiderordnung ist bei mir auf dem Platz und in der Hütte?
  • Was müssen die Teilnehmer selbst alles mitbringen?
  • Gibt es gesundheitliche Bedenken?

Wenn das Feuer brennt und die Hütte gemeinsam eingedeckt wurde, nehme ich mir stets die Zeit, mit den Menschen zu reden. Es tauchen Fragen auf zu meiner Erfahrung, oder auch welchen „Stil“ ich mache, welcher Tradition ich folge. Darauf antworte ich immer: „Ich mache Sabrina Style und folge der Tradition, die mein Herz mir sagt.“ Andere Fragen betreffen meistens den Ablauf und das Verhalten. Je genauer ich in den „technischen“ Details bin, umso einfacher ist es für die Menschen, sich „richtig“ zu verhalten.
Dazu gehören Informationen wie:

  • Ab wann sollte der Weg zwischen Feuer und Türe, also der Weg der Steine, nicht mehr von den Teilnehmern überschritten werden?
  • Was kann ich in der Schwitzhütte tun, wenn es mir zu heiß wird?
  • Kann ich raus gehen, wenn es mir zu viel wird?
  • Wie bewege ich mich in der Hütte?
  • Bekommen wir da Wasser?
  • Ist schon einmal jemand in der Schwitzhütte umgekippt?
  • Was passiert, wenn ich mich übergeben muss?
  • Ich habe einen Hautausschlag, darf ich dennoch mit hinein?

Hier zeigt sich wieder, wie wichtig, die Erfahrung mit der Zeremonie für den Schwitzhüttenleiter ist. Je mehr Erfahrung ich habe, umso besser werde ich alle Fragen beantworten können. Vor allem sollte ich mir vorher Gedanken zu den Verhaltensregeln am Platz und in meiner Zeremonie gemacht haben. Dieses Thema berührt auch meine eigenen Grenzen. Es liegt an mir zu definieren was möglich ist und was nicht. Es liegt in meiner Verantwortung als Leiterin der Zeremonie klare Ansagen zu machen und darauf zu achten das diese eingehalten werden.

Ein Beispiel
Bei einer offenen Schwitzhütte kam ein neuer, mir bis dahin unbekannter Teilnehmer. Es war an seiner Kleidung zu sehen, das er einen starken Bezug zu Südamerika hat. Als das Feuer brannte, ging er hin und ich sah wie er aus einem Beutel Blätter nahm und diese auf das Feuer und die Steine streuen wollte. Ich brüllte förmlich über den ganzen Platz „STOP“ – und mit einem Satz war ich an seiner Seite und hinderte ihn daran. Es waren Kokablätter. An sich eine heilige Pflanze, was mir wohl bewusst ist. Nur – und das ist für mich persönlich der springende Punkt – es obliegt einzig und alleine dem jeweiligen Schwitzhütten Leiter und dem Feuerhüter welche Kräuter in der Zeremonie verwendet werden. Hinzu kommt noch, er selbst hatte diesen Bezug zur Kokapflanze doch alle anderen Teilnehmer dieser offenen Schwitzhütte nicht. Es wäre in meinem Verständnis eine übergriffige Handlung, eine Zwangsbeglückung der anderen Teilnehmer. Nach einigem hin und her hatte er Verständnis für meine Argumentation. Wir vereinbarten, dass er die Blätter auf den Altar legen kann und nach der Zeremonie als Dank an seine Verbündeten in die Glut gibt. Diese Lösung war für uns beide stimmig. Wäre er darauf nicht eingestiegen, hätte ich ihn vom Platz verwiesen.

Es ist wichtig, das alles was passiert, im Sinne der Gemeinschaft und zum Wohle aller die an einer Schwitzhütte teilnehmen geschieht. Die Schwitzhütte ist ein Ritual der Gemeinschaft. Die Menschen die sich treffen vertrauen einander, dieses Vertrauen muss gewahrt sein. Dazu gehört auch, was in und um das Ritual geschieht, bleibt in der Schwitzhütte bzw. am Platz.

Wenn ich Geschichten erzähle die passiert sind, so immer ohne direkten Bezug auf die Person. Es soll lediglich dazu dienen, dir zu zeigen worauf du dich, wenn du mit der Idee Schwitzhütten zu leiten schwanger gehst, vorbereiten solltest. Natürlich heißt das nicht, dass du alles was mir passiert ist auch erleben wirst – aber wer weiß, Gottes Garten hat viele wunderliche Bewohner – spannend ist jedenfalls jede Schwitzhütte und einzigartig – so wie die Menschen die sich zu diesem Ritual treffen und als Familie wieder nach Hause gehen.

Eine Schwitzhütte ist immer eine Schule des Lebens, für den Leiter, den Feuerhüter und jeden einzelnen Teilnehmer.

Herzgruß,
Eure Sabrina

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